15 Okt Krankenhausinfektionen: die Auswirkungen auf die Gesundheitseinrichtung
Herausgegeben von Dr. Maurizio Alberto Gallieni, außerordentlicher Professor für Nephrologie an der Universität Mailand. Seit 2018 Direktor der Komplexen Operativen Einheit für Nephrologie und Dialyse der ASST Fatebenefratelli Sacco in Mailand. Autor von über 200 wissenschaftlichen Publikationen, die in der PubMed-Datenbank der National Library of Medicine indiziert sind. Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften, auch mit Koordinationsaufgaben und Redakteur von italienischen und ausländischen Nephrologie-Zeitschriften.
Sowohl im stationären als auch im außerklinischen Bereich besteht das Risiko von pflegeassoziierten Infektionen und nimmt stark zu. Die Zahl der Todesfälle, die mit Krankenhaus- und Pflegeheiminfektionen assoziiert werden können, ist alarmierend. Gesundheitseinrichtungen verschweigen dies nicht und haben längst das Null-Toleranz-Programm für Infektionen eingeführt, das einen gewissen Standard an Hygiene und Sicherheit fördert.
Prof. Gallieni erklärt in diesem Beitrag sehr gut die Auswirkungen einer Infektion auf die Strukturen eines Krankenhauses, wobei er auch daran erinnert, dass Prävention die beste Waffe ist, die uns zur Verfügung steht.
Prävention und korrekte Behandlung von Infektionen, insbesondere von ZVK Infektionen, sind Teil der Ziele des Null-Infektions-Toleranz-Programms von Gesundheitseinrichtungen.
Insbesondere in der Intensivpflege wird seit einiger Zeit der Begriff „Null-Ziel-Infektionen“ verwendet, obwohl dieses Konzept inzwischen auf alle Bereiche der Pflegepraxis ausgeweitet wurde, da Infektionen im Zusammenhang mit der Pflegepraxis die Morbidität und Mortalität sowie die Kosten der Pflege erhöhen. Es wurden viele Protokolle über einen angemessenen Einsatz von Antibiotika entwickelt, um sowohl die Unterbehandlung einer Infektion als auch den häufigen und ungerechtfertigten Einsatz von Antibiotika zu vermeiden, der zur Entwicklung einer antimikrobiellen Resistenz führt. Neben der Behandlung konzentrieren sich die Protokolle auf die Prävention als die beste Maßnahme.
Obwohl Präventionsprotokolle mit Kosten verbunden sind, führt die Verhinderung eines einzigen Vorfalls von Septikämie zu bedeutenden wirtschaftlichen Einsparungen, weil dadurch ein längerer Krankenhausaufenthalt vermieden wird, die Kosten für die Behandlung gesenkt werden und natürlich Leiden und sogar sehr ernste Komplikationen für die Patienten vermieden werden können.
Die Forschungsgruppe für Qualität und Sicherheit an der Johns Hopkins University (Baltimore, USA) hat ein Modell der besten Praktiken und Verhaltensweisen zur Prävention von Krankenhausinfektionen mit vier praktischen Ansätzen vorgeschlagen:
- Sensibilisierung des medizinischen Personals über die schwerwiegenden Risiken durch ZVK -Infektionen und wie wichtig es ist, diese zu verhindern;
- Aufklärung und Schulung des medizinischen Personals, damit dieses die Richtlinien und Empfehlungen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften anwendet;
- Umsetzung der in der Schulungsphase erlernten und geteilten Verfahren mit Standardisierung der Pflege, Verwendung von Checklisten und Bildung eines unterstützenden Teams bei Venenzugängen;
- Überwachung des Phänomens der Krankenhausinfektionen anhand spezifischer Erhebungen mit Einführung eines Systems für deren Rückverfolgung und zur Bewertung der Bewältigung und Kontrolle dieser Infektionen (aus Fehlern lernen).
Schätzung der Kosten und des Zeitaufwands für die Behandlung einer Infektion
Etwa 5 % der stationären Patienten (d.h. 1 von 20) entwickeln eine nosokomiale Infektion. Dazu gehört die mit einem Gefäßzugang assoziierte Septikämie mit einer Mortalitätsrate von 25 %, die eine der am meisten gefürchteten ist. Jeder Vorfall einer ZVK-bedingten Infektion erhöht die Kosten erheblich.
Eine italienische Studie (Tarricone 2010) auf einer Intensivstation zeigte eine Verdoppelung der durchschnittlichen Kosten eines Krankenhausaufenthalts (damals 18,241 € und 9,087 €) und einen Anstieg der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 8,5 auf 17,4 Tage. Eine amerikanische Studie (Stone 2005) schätzt, dass jeder Vorfall einer ZVK-assoziierten Infektion die Aufenthaltsdauer von 7 auf 21 Tage erhöht und die Kosten um ca. 37.000 $ pro Patient steigert.
Wie kann man eine Infektion verhindern?
Die Prävention von ZVK-assoziierten Infektionen wird auf allen Ebenen des Pflegeprozesses umgesetzt: vom Anlegen bis zur Verwendung und Pflege des Katheters. Eine wirksame Prävention muss alle möglichen Arten der Kontamination des ZVK oder der durch den Katheter injizierten Lösungen berücksichtigen.
Sowohl der intraluminale als auch der extraluminale Weg kann von Mikroorganismen genutzt werden, um in den Körper einzudringen und eine infektiöse Komplikation verursachen.
Die meisten Infektionen bei Kathetern treten 5 Tage nach dem Anlegen auf, was darauf hinweist, wie wichtig ein sehr sorgfältiges präventives Vorgehen nicht nur beim Anlegen, sondern auch in den späteren Phasen der ZVK-Nutzung ist. Im Jahr 2009 untersuchten Shapey et al., wie ZVKs in einem Tertiärkrankenhaus gehandhabt wurden und stellten insbesondere bei der Verwendung von Kappen und Medikationen an der Austrittsstelle bei 45 % nach dem Anlegen Mängel fest. Diese Studie bewirkte eine höhere Aufmerksamkeit bezüglich der Ausbildung des medizinischen Personals und der Selbstkontrolle der Verfahren. Die Verwendung von ZVK-Pflegebündeln, einer kurzen Liste wichtiger Schritte, die bei der Pflege von Patienten mit ZVK zu beachten sind, hat sich bei Patienten, die auf Intensivstationen aufgenommen wurden, als effektiv erwiesen und wird nun auf Dialysezentren ausgeweitet. Infektionen durch extraluminale Kontaminationen können durch adäquate Antisepsis bei der Anlegung des Katheters, durch sorgfältige pflegerische Maßnahmen bei der Erneuerung und Ausführung von Verbänden, insbesondere bei Verwendung antimikrobieller Materialien, verhindert werden.